Italienische High-Tech-Kunstwerke im Rennstreckenvergleich.
Foto: Gargolov
Vergleich: Auto gegen Motorrad
MV Agusta vs. Lambo
(28.02.2005)
Nürburg (mpf) – Höchste automobile Ingenieursleistung trifft auf feinste Motorradbaukunst, Supersportwagen auf Supersportmotorrad. Auf der GP-Strecke des Nürburgrings ließ MOTORRAD die MV Agusta F4 1000 S gegen den den Lamborghini Gallardo antreten.
Foto-Show des faszinierenden Vergleichs
Man könnte diese Geschichte an einer Rundenzeit festmachen und damit nach ein paar Sätzen jegliche Stammtischdiskussion beenden. Denn die Antwort auf die Frage nach der schnellsten fliegenden Runde gibt eines der beiden italienischen Hightech-Geräte geradezu erschreckend eindeutig.
Zeiten im Rennstreckenvergleich
Aber dann wäre wenig erzählt, viel Spannendes weggefallen. Zum Beispiel, wie es sich anfühlt, einen der seltenen, unglaublich auffälligen Lamborghini Gallardo zu steuern. Und vor allem, wie sich eine unglaublich starke MV Agusta F4 1000 S im Vergleich verhält.
Markus Barth zeigt höchsten fahrerischen Einsatz.
Foto: Gargolov
500 gegen 166 PS
Der Lambo tritt mit rassigem 500-PS-Zehnzylinder und Halbautomatik an. E-Gear heißt dieses Getriebe, kostet mit schlappen 9280 Euro Aufpreis fast eine halbe MV, lässt einen aber die Leistungsfähigkeit des Motors erstklassig auskosten. Ab 3.000/min geht’s voran, bei 5.500/min kommt der zweite Wind, und ab 7.000/min steht Sturm auf dem Programm. Bei 8.000/min wird geschaltet, nach 13 Sekunden und gerade mal im Vierten sind 200 km/h erreicht. Beeindruckend schiebt das Fünfliter-Aggregat weiter und treibt den Lambo auf deutlich über 300 km/h, die das allradgetriebene Flachstück bemerkenswert stabil meistert.
Der MV-Agusta-Fahrer hat es da deutlich schwerer, muss viel mehr beachten. Echte 165 PS müssen im Zaum gehalten werden, ganz ohne Fahrhilfen. Nur der Gasgriff, die Kupplung und du. Alles kann gut werden – oder auch nicht. Denn im Ersten steigt die Tausender schon ab 9.000/min, im Zweiten, wenn es dumm läuft, noch bei 11.000 Umdrehungen. Erst bei 12.300/min ist Schluss mit der rohen Gewalt. Rodeo mit einem wild gewordenen Stier, da wirkt der Lamborghini im Vergleich wie ein zahmes Kälbchen, obwohl Gallardo der Name eines Kampfstiers ist.
Nur die Guten schaffen auf der MV die 200er-Marke in acht Sekunden, und wer die 300 km/h Spitzengeschwindigkeit einmal erlebt hat, weiß, dass Fahrtwind zum Inferno werden kann. Im Lambo erlebt man diesen Speed fast wie ein Videospiel mit Dolby-Surround-Sound, auf der MV krallt man sich tief geduckt am Lenker fest und kämpft gefühlsmäßig ums Überleben, so verletzlich kommt man sich auf dem Bike im Verhältnis zum Auto vor.
Jetzt aber Nürburgring-GP-Strecke. Ex-DTM-Pilot Manfred Wollgarten im Lamborghini gegen BMW-Boxer-Cup-Fahrer Markus Barth auf der MV Agusta. Jeder Meter wird festgehalten im Speicher des GPS-Messsystems. Eine klasse Sache, weil es zu jedem gefahrenen Zeitpunkt die Geschwindigkeit misst; folglich kann man genau ermitteln, wo welches Fahrzeug wie schnell fährt. Die Strecke ist nach einem Regenguss noch nicht mal ganz trocken, keine Chance also für das Motorrad?
Zeitenjagd auf der Rennstrecke
Wollgarten beginnt. Fauchend schießt der Gallardo aus der Boxengasse, kommt nach kurzer Zeit zur ersten fliegenden Runde vorbei und brennt drei schnelle Runden in den Asphalt. "Viel schneller geht das nicht mehr“, meint der Routinier. "Die Bremsen stinken eh schon gewaltig.“ 2.23,45 Minuten zeigt die Stoppuhr für die schnellste Runde, nicht schlecht für den 5,04 Kilometer langen Kurs.
"Jetzt brenn’ ich eine hin“, nimmt sich Markus Barth vor und lässt die MV auf dem Hinterrad aus der Boxengasse kreischen. Wie eine Kanonenkugel kommt er zu seiner fliegenden Runde vorbei, am Boxengebäude bricht sich scheppernd der Klang des in den höchsten Tönen jubelnden Vierzylinders. Die zweite Runde ist die schnellste, in der dritten reitet Barth in die Botanik und kommt mit dreckigen Reifen in die Box. Ungläubig starren alle auf die Stoppuhr. 2.13,55 Minuten! Ziemlich genau zehn Sekunden schneller schafft die MV Agusta die Runde. Niemand kann das glauben, doch das Data-Recording bestätigt die Sensation: Selbst ein 500-PS Supersportwagen mit Vierradantrieb hat gegen die Tausender keine Chance.
Trotz starkem PS-Vorteil hat der Lambo in der Endabrechnung keine Chance.
Foto: Gargolov
MV Agusta: Besseres Leistungsgewicht
Woran liegt das? Ein Blick auf die gefahrenen Geschwindigkeiten klärt auf. Auf der Zielgeraden schafft der Lambo 216, die MV 250 km/h; im Hatzenbach-Bogen muss Barth bei 241 km/h das Gas schon wieder zu machen, während Wollgarten mit 221 km/h noch voll draufhält. Die 220 Kilogramm leichte MV beschleunigt einfach viel besser als der immerhin 1613 Kilo schwere Lamborghini. Da hilft auch nicht viel, dass das Auto in allen Kurven schneller und außerdem auf der Bremse nicht zu besiegen ist. Besonders deutlich wird der Vorteil des Motorrads beim Bergauf-Beschleunigen nach der Dunlop-Kehre. Auf den wenigen 100 Metern schafft es das Bike, das Tempo von 54 auf 190 km/h zu steigern, der Supersportwagen müht sich von 75 auf 153 km/h.
Klarheit verschafft die Physik. Während bei der MV jedes PS inklusive Fahrer 1,82 Kilogramm beschleunigen muss, muss jedes Lambopferd 3,39 Kilogramm vorwärts treiben. Um mit der MV gleichzuziehen, bräuchte der Sportwagen 970 PS oder dürfte nur 875 Kilogramm wiegen. Das Leistungsgewicht einer heutigen Supersport-Tausender erreicht übrigens kein anderes straßenzugelassenes Landfahrzeug. Noch Fragen?
Lamborghini Gallardo MV Agusta F4 1000 S
Motor V Reihe
Zylinder 10 4
Hubraum 4961 cm³ 998 cm³
Leistung 368 kW (500 PS)³ 122 kW (166 PS)
Drehmoment 510 Nm 109 Nm
(bei 1/min) 4500 10200
Leergewicht 1613 kg 220 kg
0-100 km/h 4,0 s 3,3 s
Vmax 309 km/h 301 km/h
Verbrauch 22,8 L/100 km 7,3 L/100 km
Kraftstoff Super Super
Grundpreis 139.200 Euro 19.800 Euro
Michael Pfeiffer
© Copyright: Motor-Presse Verlag GmbH & Co KG, Stuttgart
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